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Was ist die Onkologische Kardiologie?

Eine kurze Begriffserläuterung

Die Onkologische Kardiologie ist eine Fachdisziplin, die eine interdisziplinäre Brücke schlägt. Denn sie verbindet die Onkologie, die sich mit der Behandlung von Tumorerkrankungen beschäftigt, mit der Kardiologie, der Disziplin für die Behandlung des menschlichen Herzens. Damit stellt die Onko-Kardiologie einen Meilenstein in Richtung ganzheitliche Betreuung und Behandlung von Tumorpatienten dar.

Was genau macht die Onkologische Kardiologie?

Aufgabengebiete einer noch jungen Fachdisziplin

Jährlich erkranken in Deutschland beinahe eine halbe Million Menschen an Krebs. Die meisten von ihnen kommen irgendwann im Verlaufe ihrer Krankheitsgeschichte ins Krankenhaus und erhalten eine Chemo-, Strahlen- oder Immuntherapie. Dass diese Behandlungsmethoden nicht nur positive Auswirkungen, sondern stellenweise auch belastende Nebenwirkungen mit sich bringen, ist allgemein bekannt. Dass diese Nebenwirkungen sich aber auch auf das menschliche Herz auswirken können, unter Umständen sogar noch Jahrzehnte nach der Tumorbehandlung des Patienten – das ist weitestgehend unerforscht. Hier setzt die Onkologische Kardiologie mit ihrem ganzheitlichen Ansatz an.

Eine herzschonende Tumorbehandlung

Die Onkologische Kardiologie als noch sehr junge Fachdisziplin hat es sich zum Ziel gemacht, die bei einer Tumorbehandlung möglicherweise auftretenden Nebenwirkungen auf das Herz-Kreislaufsystem auf ein Minimum zu reduzieren. Dabei greift sie präventiv, kurativ sowie rehabilitativ in den Behandlungsprozess ein – für eine möglichst herzschonende Tumorbehandlung über den gesamten Behandlungszeitraum hinweg. Und bei Bedarf sogar darüber hinaus.

Hat der Patient bereits eine bestehende Herz-Kreislauferkrankung? Oder gibt es Laborparameter, die darauf hindeuten, dass bei Verwendung einer bestimmten Chemotherapie etwaige herzbelastende Nebenwirkungen auftreten können? Wenn ja, was ist die Alternative? Die Onkologische Kardiologie stellt die richtigen Fragen, um von Anfang an die Weichen für eine herzschonende Tumorbehandlung zu stellen. Dabei lässt sie die Nachsorge nicht aus den Augen. Denn nur so kann sie auch die kardiotoxischen Spätfolgen erkennen, die eventuell erst Jahre nach der Therapie auftreten.

Univ.- Prof. Dr. med
Matthias Totzeck

Die wachsende Zahl an Tumortherapien sorgt für eine deutlich zunehmende Überlebensrate unter den Krebspatienten. Jedoch wächst mit ihr auch die Anzahl an kardiotoxischen Substanzen. Diese möchte die Onko-Kardiologie einschließlich ihrer Wirkung identifizieren, damit der Patient nicht nur vom Krebs geheilt wird, sondern nach der Behandlung auch mit gesundem Herzen aktiv am Leben teilnehmen kann.

Die Kardiotoxizität onkologischer Therapien und ihre eventuellen Folgen

Weltweit wächst die Anzahl an Tumortherapien. Überlebensraten steigen und Patienten gehen vom Krebs geheilt aus der Behandlung hervor – das ist die eine Seite der fortschreitenden Entwicklung. Die andere Seite beschreibt eine stetig zunehmende Anzahl an kardiotoxischen Substanzen. Dies sind Stoffe, die sowohl giftig als auch schädlich für das menschliche Herz sind und in ihren Auswirkungen unterschiedlichste Erscheinungsbilder haben können: Von einer unmerklichen Erhöhung der Herzmarker im Blut über Herzrhythmusstörungen, Herzinfarkte, Lungenembolien, Krankheiten des Herzmuskels oder Herzbeutels bis hin zur Herzschwäche im Spätstadium.

Einige dieser Erkrankungen treten erst Jahre nach der Tumortherapie als Spätfolge auf, sodass der Zusammenhang zwischen ehemaliger Krebsbehandlung und plötzlich auftretendem Herzleiden auf den ersten Blick gar nicht mehr herzustellen ist. Andere Krankheitsbilder zeigen sich bereits während der Tumortherapie anhand ihrer spezifischen Symptome. All diesen Erkrankungen gemeinsam ist jedoch, dass die behandelten Patienten unter ihnen leiden. Das gilt vor allem für Kinder, die in früheren Jahren eine Tumortherapie erhalten haben und im schlimmsten Fall jahrzehntelang mit einem Herzleiden leben müssen.

Welche Stoffe sind kardiotoxisch? Und was lässt sich dagegen tun?

Zu den kardiotoxischen Substanzen in der Tumortherapie zählen unter anderem Chemotherapeutika wie die sogenannten Anthrazykline. Doxorubicin ist hier ein häufig verwendetes und daher bekanntes Beispiel. Aber auch andere Medikamente, Bestrahlungen der Brustwand, Immuntherapien oder sogenannte zielgerichtete Therapien können kardiotoxisch wirken und damit zu akuten kardiotoxischen Nebenwirkungen oder Spätfolgen führen.

Für das Auftreten einer kardiotoxischen Wirkung ist aber nicht nur die verwendete Therapie allein verantwortlich. Vielmehr ist es die Kombination aus Tumortherapie, Gesamtdosis und persönlichen Risikofaktoren, die zu einer kardiotoxischen Entwicklung während und nach der Tumorbehandlung führen kann. Daher ist die kontinuierliche Betreuung in der Tumorbehandlung auch so wichtig. Denn nur durch engmaschige Beobachtung lassen sich potenzielle Nebenwirkungen und Spätfolgen einer kardiotoxischen Tumortherapie zeitnah erkennen und behandeln, sodass der Patient nicht nur vom Krebs geheilt, sondern auch mit starkem Herzen aus seiner Therapie hervorgeht.

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